Einheit
In unsern Geschäftsversammlungen ist es besonders wichtig, keine köstliche Zeit mit der Behandlung geringer Angelegenheiten zu vergeuden. Die Gewohnheit des kleinlichen Kritisierens sollte nicht gepflegt werden; denn sie verwirrt den Sinn und macht die deutlichsten und einfachsten Dinge geheimnisvoll. Besteht unter Brüdern die Liebe, die andre höher achtet als sich selbst, dann werden die eigenen Wege und Wünsche gern für andre aufgegeben. Es ist unsre Pflicht, täglich und stündlich zu erwägen, wie wir dem Gebet Jesu, daß seine Jünger eins sein möchten, wie er und der Vater eins sind, entsprechen können. Halten wir uns dieses Gebet des Heilandes vor, so können wir köstliche Lehren daraus ziehen und uns so verhalten, daß wir seinem Wunsche nachkommen. {DE 387.2}
An dieser Stelle möchte ich Euch mitteilen, wie beeindruckt ich von einigen Szenen war, die des Nachts an meinem inneren Auge vorübergezogen sind. Ich sah, daß an vielen Orten eine Welle der Erneuerung durch unsere Gemeinden ging. Viele Geschwister hatten den Ruf Gottes ganz neu gehört und antworteten darauf, indem sie aufstanden und sich gemeinsam mit anderen Gott zur Verfügung stellten. Geschwister, Gott spricht zu uns! Sollten wir nicht seinem Ruf folgen? Ich denke, wir sollten wie Menschen handeln, die auf ihren Herrn warten. Die Zeit ist reif, die Lampen neu zu entzünden und das Licht weiterzutragen. Laßt uns nicht untätig abwarten, sondern handeln. Meine Geschwister, „so ermahne ich euch nun, daß ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid, in aller Demut und Sanftmut, in Geduld. Ertragt einer den anderen in Liebe und seid darauf bedacht, zu wahren die Einheit im Geist durch das Band des Friedens.“ Epheser 4,1-3. General Conference Bulletin, 19. Mai 1913. {FG2 412.4}
Wenn Stolz und Selbstsucht beiseite gelegt würden, würden die meisten Schwierigkeiten in fünf Minuten beseitigt sein. Durch die Stunden, die dazu verwendet wurden, sich selbst zu rechtfertigen, wurden die Engel betrübt und Gott entehrt. {EG 112.2}
Der Geist, der offenbart, wirkt auch in ihm die Früchte der Gerechtigkeit. Christus ist „in ihm ein Brunnen des Wassers, das in das ewige Leben quillt“. Johannes 4,11. Er ist eine Rebe des wahren Weinstocks und bringt reiche Trauben zur Ehre Gottes. Welcher art sind die Früchte, die er trägt? — „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe“, nicht Haß; „Freude“, nicht Unzufriedenheit und Trauer; „Friede“, nicht Gereiztheit, Sorge und selbstgemachte Schwierigkeiten; „Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.“ Galater 5,22.23. {DE 256.1}
Brüder, wollt ihr den Geist Christi mit euch nehmen, wenn ihr jetzt wieder zurückkehrt in eure Heime und Gemeinden? Wollt ihr Kleinglauben und Kritiksucht ablegen? Wir müssen im Blick auf die Ereignisse der Zukunft ganz eng zusammenrücken, denn in der Einigkeit liegt die Kraft verborgen, deren wir so dringend bedürfen. Uneinigkeit und Zwietracht dagegen machen anfällig und schwach. Gott will nicht, daß einzelne Leute eine wichtige Aufgabe im Werk Gottes unabhängig von anderen Mitarbeitern in die eigene Hand nehmen. Er erwartet vielmehr, daß alle sich verantwortlich fühlen, miteinander beraten und dann das Notwendige tun — weil sie durch Christus zu einer Einheit zusammengeschmiedet worden sind. Wir können den Gefahren nur in dem Maße standhalten, wie wir auf die himmlischen Ratschläge hören und das tun, was der Herr uns aufträgt. In der Gemeinde dürfen sich keine Gruppen bilden, die sagen: „Wir übernehmen zwar diese Aufgabe, aber wir werden sie auf unsere Weise ausführen. Wenn es nicht so geht, wie wir es wollen, ziehen wir uns zurück.“ Wo so geredet wird, ist der Tonfall Satans unüberhörbar. Niemand von euch sollte sich auf so etwas einlassen. Für uns ist der Geist Jesu maßgebend. Diesen Geist zu haben, bedeutet, einander in Liebe zu begegnen. Der Text unseres Beglaubigungsschreibens als Nachfolger Jesu lautet: „Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Johannes 13,35 (..)
Als Jünger Jesu sollten wir uns der Tatsache bewußt bleiben, daß unsere Herzen täglich neu durch das Band der Liebe Christi verbunden werden müssen. Der treue Zeuge sagt: „Aber ich habe gegen dich, daß du die erste Liebe verläßt. So denke nun daran, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Wenn aber nicht, werde ich über dich kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte — wenn du nicht Buße tust.“ Offenbarung 2,4.5. Was bedeutet das? Doch nichts anderes als: Wer die Gemeinschaft mit seinen Glaubensgeschwistern aufgibt, trennt sich auch von Jesus.
Wie oft hörte ich in Visionen die Stimme eines Engels sagen: „Rückt zusammen, rückt zusammen, rückt zusammen. Laßt nicht zu, daß der Satan Spaltungen in die Gemeinde trägt. Rückt zusammen, denn eure Stärke liegt in der Einigkeit.“ {FG2 385.1}
Es fehlt sowieso allen an Achtung und Ehrfurcht vor heiligen Dingen. Satan verbindet sich am liebsten mit den Kritikern, indem er Unglauben, Mißgunst, Argwohn und Mißachtung nährt. Satan ist ständig an der Arbeit, die Menschen mit seinem Geist zu erfüllen, die Liebe zu ersticken, die unter Brüdern in heiliger Weise gepflegt werden soll, das Vertrauen zu erschüttern, Mißgunst, böse Vermutungen und Wortgefechte zu erregen. Laßt uns nicht als seine Mitarbeiter erfunden werden! Ein einziges Herz, das sich von ihm beeinflussen läßt, kann reichlich den Samen der Unzufriedenheit säen. Auf solche Weise kann ein Werk getan werden, dessen seelenvernichtende Folgen bis zum großen Tag des Weltgerichts nie völlig offenbar werden. {Sch3 147.2}
Nicht die Feindschaft der Welt stellt die größte Gefahr für die Gemeinde Christi dar. Die Bosheit, die sich in den Herzen der Gläubigen breitmacht, fügt ihr den schwersten Schaden zu. Ganz gewiss wird dadurch das Werk Gottes am Fortschritt gehindert.
Nichts schwächt das Glaubensleben mehr als Neid, Misstrauen, Kritiksucht oder üble Nachrede.
Anderseits sind Harmonie und Einigkeit das beste Zeugnis dafür, dass Gott seinen Sohn in die Welt gesandt hat, wenn sie in einer Gemeinschaft von gläubigen Menschen mit ihren unterschiedlichsten Veranlagungen vorherrschen. {GNA 330}
HERR, halte du selbst meine Zunge im Zaum, damit kein schlechtes Wort über meine Lippen kommt! Lass nicht zu, dass mich das Böse reizt. Ps 141 3
Das Beispiel des Heilandes soll uns das Vorbild in unserem Dienst für die Versuchten und Irrenden sein. Dasselbe Interesse, dieselbe Zartheit und Langmut, welche er gegen uns offenbart hat, sollen wir gegen andere offenbaren. Er sagt: “Liebet euch untereinander, gleich wie ich euch geliebet habe.” Johannes 13,34. Wenn Christus in uns wohnt, werden wir seine selbstlose Liebe gegen alle offenbaren, mit denen wir zu tun haben. Wenn wir Männer und Frauen sehen, die der Teilnahme und Hilfe bedürfen, sollen wir nicht fragen: Sind sie würdig? sondern: “Wie kann ich ihnen von Nutzen sein?” {FA 166.2}
Liebt und achtet einander — Wenn wir uns vorrangig darüber Gedanken machen, wie ungerecht und unfreundlich sich andere uns gegenüber verhalten, wird es unmöglich, sie so zu lieben, wie Christus uns geliebt hat. Wenn wir uns aber mit der wunderbaren Liebe und dem Mitgefühl Christi für uns beschäftigen, können wir diesen Geist auch an andere weitergeben. Wir sollten einander lieben und achten, trotz der Fehler und Unzulänglichkeiten, die wir alle haben und die nicht zu übersehen sind.
Demut und ein gesundes Misstrauen gegen uns selbst sollten uns zu einer geduldigen, feinfühligen Nachsicht mit den Fehlern anderer führen. Das wird die beengende Selbstsucht in unserem Herzen abtöten und uns weitherzig und großzügig machen. {ICP2 241}
Christus hat gesagt: “Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe.” (Johannes 13,34). Eine wunderbare Aussage! Wie dürftig wird sie aber in die Tat umgesetzt! Die Gemeinden Gottes lassen heutzutage die Bruderliebe in beklagenswerter Weise vermissen. Viele behaupten zwar, Jesus zu lieben, aber sie lieben sich nicht untereinander. Die Ungläubigen schauen genau hin, um festzustellen, ob der Glaube bekennender Christen auch einen heiligenden Einfluss auf ihr Alltagsleben ausübt. Sie entdecken schnell deren Charaktermängel und inkonsequentes Verhalten. Aber Christen sollen dem Feind keine Gelegenheit bieten, mit seinen Fingern auf sie zu zeigen und zu sagen: “Schaut nur, wie diese Menschen, die auf der Seite Christi stehen, einander hassen!” Christen sind Glieder einer einzigen Familie, sie sind alle Kinder desselben himmlischen Vaters. Sie haben alle die gleiche selige Hoffnung auf die Unsterblichkeit. Ein zartes, aber enges Band sollte sie miteinander verbinden. Die göttliche Liebe appelliert in einer sehr einfühlsamen Weise an unser Herz, wenn wir für jemanden dasselbe herzliche Mitgefühl aufbringen sollen, das Christus ausgezeichnet hat. Nur wer seinen Mitgläubigen selbstlose Liebe entgegenbringt, liebt Gott wahrhaftig. {GNA 330}
Reich und arm, hoch und niedrig, Freie und Gebundene, alle sind Gottes Erbe. Er, der sein Leben zur Erlösung der Menschen hingab, sieht in jedem menschlichen Wesen einen Wert, welcher irdische Berechnung übersteigt. Durch das Geheimnis und die Herrlichkeit des Kreuzes sollen wir erkennen, wie hoch er die Seele schätzt. Wenn wir dies tun, werden wir fühlen, daß menschliche Wesen, wie heruntergekommen sie auch sein mögen, zu viel gekostet haben, um mit Kälte oder Verachtung behandelt zu werden. Wir werden die Wichtigkeit erkennen, für unsere Mitmenschen zu arbeiten, damit sie zu dem Throne Gottes erhöht werden können. Der verlorene Groschen in dem Gleichnis des Heilandes war immer noch ein Silberstück, obgleich er in dem Staub und Schmutz lag. {FA 167.1}
“Lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge”, ermahnt der Apostel, “sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.” (1.Johannes 3,18). Ein vollkommener christlicher Charakter ist dann erreicht, wenn der Gläubige ständig den inneren Drang verspürt, anderen zu helfen und ihnen zum Segen zu sein. {GNA 331}
Die Folgen der Kritik — Unser körperliches Wachstum ist abhängig von dem, was wir essen und trinken, und unser geistliches Wachstum wird von dem genährt, was wir an geistlicher Nahrung zu uns nehmen. Viele bekommen eine Art geistliches Sodbrennen, weil sie sich ständig mit den Fehlern und Schwächen anderer befassen. Der Herr gibt uns den Rat: “Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob — darauf seid bedacht!” Philipper 4,8.. Aber wer so sehr damit beschäftigt ist, alles, was andere sagen oder tun, genau zu analysieren und zu überprüfen, was daran falsch ist, kann das Gute und Angenehme nicht mehr erkennen und genießt nicht die richtige Nahrung für ein gesundes geistliches Wachstum. Manuskript 4a, 1893. {ICP2 241}
Übt keine Kritik an denen, die die Last der Verantwortung tragen. Laßt die Unterhaltung in eurem Heim nicht durch Kritik an des Herrn Diener vergiftet werden. Eltern, die den Geist der Kritik pflegen, geben ihren Kindern nicht, was ihnen zur Seligkeit dient. Ihre Worte neigen dazu, den Glauben und das Vertrauen nicht nur der Kinder, sondern auch der Älteren zu erschüttern. {Sch3 147.1}
Wiederherstellen und heilen — Wenn wir die Fehler anderer wahrnehmen, dann nicht, um sie deswegen zu verurteilen, sondern um gesund zu machen und zu heilen. Wache und bete, gehe vorwärts und aufwärts, übernimm mehr und mehr den Geist Jesu und säe in seinem Sinne an allen Wassern. Brief 89, 1894; Our High Calling 185. {ICP2 242}
Satan fördert die Kritiksucht — Wir haben immer eine hohe Meinung von uns selbst. Wenn die Menschen die erste Liebe (zum Glauben) verlieren, halten sie auch die Gebote nicht mehr richtig und fangen dann an, sich gegenseitig zu kritisieren. Dieser Geist wird sich immer wieder behaupten bis ans Ende der Zeit, denn Satan fördert die Kritik, damit die Brüder sich in ihrem Unverstand gegenseitig herabzuwürdigen. Der Geist Gottes wird betrübt, weil Gott dadurch negativ dargestellt wird. Satan freut sich, weil er weiß, dass er die Gemeindeglieder dazu aufwiegeln kann, sich gegenseitig zu beobachten, auch die Prediger, und dadurch werden einige entmutigt und gehen sogar aus dem Dienst. Das ist nicht das Werk des Heiligen Geistes, sondern eine Kraft von unten wirkt in den Köpfen und in den Seelen, um seine Eigenschaften zu verbreiten, wo eigentlich christliche Eigenschaften vorherrschen sollten. The General Conference Bulletin, 25. Februar 1895, p. 8. {ICP2 242}
Die ersten Christen begannen jedoch einer des andern Mängel festzustellen. Indem sie sich bei den Fehlern anderer aufhielten und dem Geist unfreundlicher Kritik Raum gaben, verloren sie den Heiland und die große Liebe, die er Sündern erwies, aus den Augen. Sie wurden strenger hinsichtlich äußerer Zeremonien, genauer in theoretischen Fragen des Glaubens und unnachsichtiger in ihrem Urteil. In ihrem Eifer zu verurteilen vergaßen sie ihre eigenen Fehler. Sie vergaßen die brüderliche Liebe, die Christus sie gelehrt hatte. Am traurigsten aber war, daß sie sich nicht einmal dessen bewußt wurden, was sie verloren hatten. Sie merkten nicht, wie Glück und Freude aus ihrem Leben schwanden und daß sie bald im Finstern wandeln würden, nachdem sie Gottes Liebe aus ihrem Herzen ausgeschlossen hatten. {Sch3 208.3}
Von Christus ablenken — Viele, die vorgeben, mit Christus zu sammeln, zerstreuen und lenken von ihm ab. Deshalb ist die Gemeinde so schwach. Viele kritisieren rücksichtslos und beschuldigen andere. Indem sie Misstrauen, Eifersucht und Unzufriedenheit äußern, machen sie sich selbst zu Handlangern Satans {ICP2 243}
Würden alle bekennenden Christen sich in erster Linie darum bemühen, ihre eigenen Fehler und Schwächen zu korrigieren, anstatt über die Fehler anderer zu reden, befände sich die Gemeinde heute in einem besseren Zustand. {ICP2 244}
Kreuzige dich selbst -
anstatt deinen Mitmenschen zu kreuzigen.
EG Brief 11, 1905 [Abgekürzt]
Eine bittere Wurzel — Weil ihr so schnell bereit seid, voneinander schlecht zu denken und negativ übereinander zu reden und zulasst, dass eine bittere Wurzel entsteht, sammelt ihr nicht für Christus, sondern zerstreut. Dadurch verhärten sich die Herzen und widerstehen dem Geist der Einigkeit und des Friedens. Das müsst ihr ohne Zögern ablegen, denn Christus sagt: “Ihr sollt euch unter einander lieben, wie ich euch geliebt habe.” Johannes 15,12; Brief 33, 1890.. {ICP2 245}
Die Belohnung wird uns nicht wegen unserer Werke zuteil, damit sich nicht jemand rühme, sondern sie wird uns einzig und allein aus Gnade gegeben. “Was sagen wir denn von unserm Vater Abraham, daß er gefunden habe nach dem Fleisch? Das sagen wir: Ist Abraham durch die Werke gerecht, so hat er wohl Ruhm, aber nicht vor Gott. Was saget denn die Schrift? Abraham hat Gott geglaubet und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. Dem aber, der mit Werken umgehet, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Pflicht. Dem aber, der nicht mit Werken umgehet, glaubet aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit.” Römer 4,1-5. Deshalb hat niemand Ursache sich über einen anderen zu erheben, oder irgend jemand etwas zu mißgönnen. Keiner hat ein größeres Vorrecht als ein anderer und niemand kann die Belohnung als ein ihm zukommendes Recht beanspruchen. Die Ersten und die Letzten sollen Teilnehmer an der großen ewigen Belohnung sein und die Ersten sollen die Letzten freudig bewillkommnen. Ein Mensch, der einem anderen die Belohnung mißgönnt, vergißt, daß er selbst einzig und allein aus Gnade gerettet wird.
Nur zu oft glaubt der Geschädigte, wenn ihm wieder und wieder Unrecht zugefügt wird, selbst wenn der Betreffende seine Schuld bekennt, daß er doch jetzt genug vergeben habe. Aber der Heiland hat uns klar und deutlich gesagt, wie wir mit den Irrenden verfahren sollen: “So dein Bruder an dir sündiget, so strafe ihn; und so es ihn reuet, vergib ihm.” Lukas 17,3. Stoße ihn nicht weg von dir und betrachte ihn nicht als deines Vertrauens unwürdig. “Siehe auf dich selbst, daß du nicht auch versuchet werdest.” Galater 6,1. Wenn deine Brüder irren, so sollst du ihnen vergeben. Wenn sie zu dir kommen und bekennen, so sollst du nicht sagen: “Ich glaube nicht, daß sie demütig genug sind, ich glaube nicht, daß sie es mit ihrem Bekenntnis aufrichtig meinen.” Was für ein Recht hast du, sie zu richten, als ob du das Herz lesen könntest? Das Wort Gottes sagt: “So es ihn reuet, vergib ihm. Und wenn er siebenmal des Tages an dir sündigen würde und siebenmal des Tages wiederkäme zu dir und spräche: Es reuet mich! so sollst du ihm vergeben.” Lukas 17,3.4. Und nicht nur siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal — gerade so oft wie Gott dir vergibt. Wir selbst schulden alles der freien Gnade Gottes. Die Gnade im Bunde Gottes macht uns zu Kindern Gottes. Die Gnade unseres Heilandes bewirkte unsere Erlösung, unsere Wiedergeburt und unsere Erhebung zu Miterben Christi. Laßt diese Gnade auch anderen kundgetan werden. Gebt dem Irrenden keinen Anlaß, entmutigt zu sein. Laßt keine pharisäische Härte aufkommen und eurem Bruder wehe tun. Nehmt euch in acht, damit nicht etwa ein bitteres Gefühl in eurem Herzen aufsteige. Laßt auch nicht eine Spur von Hohn durch eure Stimme bekundet werden. Es mag der Seele zum Verderben gereichen, wenn ihr ein Wort aus euch selbst sprecht, wenn ihr eine gleichgültige Stellung einnehmt, oder Mißtrauen oder Argwohn zeigt. Sie bedarf eines Bruders mit dem mitleidsvollen Herzen unseres älteren Bruders, um ihr menschliches Herz zu rühren. Laßt sie den festen Druck einer teilnehmenden Hand fühlen und die sanften Worte hören: Lass uns beten! Gott wird euch beiden eine herrliche Erfahrung geben. Das Gebet verbindet uns miteinander und mit Gott. Das Gebet bringt Jesum an unsere Seite und gibt der schwachen, durch Sorgen und Schwierigkeiten niedergedrückten Seele Kraft, die Welt, das Fleisch und den Teufel zu überwinden. Das Gebet wendet die Angriffe Satans ab.
“So jemand nicht will arbeiten, der soll auch nicht essen.” 2.Thessalonicher 3,10. Der Herr verlangt von dem schwer arbeitenden Menschen nicht, andere in ihrer Trägheit zu unterstützen. Viele geraten infolge von Zeitverschwendung oder Mangel an Strebsamkeit in Armut und Not. Wenn diese Fehler nicht abgelegt werden, so wird alles, was für solche Personen getan wird, doch nur so sein, als ob man einen Schatz in einen löcherigen Sack täte. Doch gibt es auch eine unvermeidliche Armut und wir sollen Liebe und Mitleid gegen Unglückliche bekunden. Wir sollen andere so behandeln, wie wir unter gleichen Umständen behandelt werden möchten.
Zu allen Zeiten muss man auf Ausreden verzichten und der Ehrlichkeit den Vorrang geben, denn wenn man auf seinen Ausreden beharrt, kann man nicht ehrlich sein. Das passt einfach nicht zusammen, denn das eine ist ein Baalsprophet und das andere ein Prophet des wahren Gottes. Wenn der Herr seine Juwelen sortiert, werden die ehrlichen, offenen und aufrichtigen als die schönsten gelten. Die Engel sind damit beschäftigt, für solche Menschen Kronen herzustellen, die so wunderbar geschmückt sein werden, dass sich das Licht vom Thron Gottes in ihnen spiegelt. Testimonies for the Church V, 96 (1882). {ICP 245}
Der Heilige Geist legt uns durch den Apostel Paulus folgendes ans Herz: “Ist nun bei euch Ermahnung in Christo, ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit, so erfüllet meine Freude, daß ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einhellig seid, nichts tut durch Zank oder eitle Ehre, sondern durch Demut achte einer den andern höher denn sich selbst; und ein jeglicher sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was des anderen ist. Ein jeglicher sei gesinnet, wie Jesus Christus auch war.” Philipper 2,1-5.